Digitalisierung der Bildung – Föderalismus als Herausforderung und Chance
Unter der Überschrift »Wie viel Föderalismus verträgt die Bildungsdigitalisierung?« fand am 30. Juni 2023 in der schleswig-holsteinischen Landesvertretung in Berlin eine spannende Diskussion statt, zu der Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien eingeladen hatte. Teilnehmer aus den Bereichen Bildung, Politik, Verwaltung und Tech-Branche tauschten sich ausgiebig darüber aus, wie die Digitalisierung in der Schule effektiv vorangebracht werden kann.
Podiumsdiskussion vom 30. Juni 2023 zum Thema »Wie viel Föderalismus verträgt die Bildungsdigitalisierung?« mit Ministerin Karin Prien.
Ein zentraler Gedanke, der von Lars Zimmermann, Mitbegründer des »GovTech Campus Deutschland«, in seinem Impuls-Vortrag vorgestellt wurde, war die unverzichtbare Notwendigkeit der Digitalisierung für moderne Demokratien. In einem föderalen System, so Zimmermann, sei eine gut orchestrierte Umsetzung des Digitalisierungsprozesses besonders wichtig.
Die Rolle der Schule als sozialem Ort wurde von Ministerin Prien hervorgehoben, die betonte, dass die Digitalisierung nicht dazu dienen sollte, diesen Aspekt zu ersetzen. Stattdessen müsse der Fokus auf die Entwicklung und Anwendung pädagogisch und didaktisch wirkungsvoller digitaler Tools gelegt werden.
Lernwirksame Lösungen sind bereits im Einsatz – aber nicht überall
Die inzwischen vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen die Wirksamkeit Intelligenter Tutorieller Systeme wie bettermarks, allerdings können die unterschiedlichen Ansätze der Bundesländer eine Hürde darstellen, wenn es um deren Verbreitung im Schulsystem geht.
Die föderale Eigenständigkeit erwies sich 2018 für bettermarks noch als Vorteil: Hamburg erwarb eine Landeslizenz, während andere Bundesländer noch nicht so weit waren. Inzwischen gibt es einen wissenschaftlichen Konsens über die Wirksamkeit adaptiver Lernsysteme, die laut der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission in allen Fächern und Klassenstufen eingesetzt werden sollten – jedoch sind die Umsetzungsgeschwindigkeiten zwischen den Bundesländern sehr unterschiedlich. In den aktiven neun Bundesländern liegt die Verbreitung von bettermarks im Fach Mathematik bei bis zu 50 % der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I. Allerdings gibt es aber auch Bundesländer, die vergleichbare Projekte zur systematischen Verbreitung von adaptiven Lernsystemen noch gar nicht aufgegriffen haben.
Aus Sicht von bettermarks braucht es auch im Föderalismus definierte Standards für die Digitalisierung des Schulsystems – von der Infrastruktur bis zu wirksamen digitalen Bildungsmedien, an denen sich alle Bundesländer ausrichten. Auf diesem Weg muss das Rad nicht in jedem Land oder gar bei jedem Schulträger neu erfunden werden und nur so können wir die Chancen der Digitalisierung überall und zeitnah in Deutschland nutzen.